Bahnerlebnisse am Semmering

Es war das Jahr 2013, als ich den Semmering mehr oder weniger unerwartet kennenlernte. Ich war mit dem „Deutschland-Pass“ (einem Ticket, das es heute leider nicht mehr gibt) einen Monat in Deutschland unterwegs und zwei Tage in Österreich und der Schweiz. Jeweils zwei Tage in unseren beiden Nachbarländern waren 2013 im Ticket inbegriffen. Am ersten Tag fuhr ich nach Wien und verbrachte den Abend und die Nacht dort. Am zweiten Tag plante ich, möglichst viel von Österreich zu sehen. Also sollte es von Wien über Villach, die Tauernbahn, die Salzburg-Tiroler-Bahn und den Arlberg zum Bodensee gehen. Dass es ab Villach bis zum Bodensee immer wieder tolle Bergerlebnisse geben würde, war mir vorab klar. Die Gegend kannte ich von mehreren Familienurlauben mit dem Auto. Über die Fahrt von Wien nach Villach hatte ich mir vorab keine besonderen Gedanken gemacht und auch nicht richtig auf die Karte geguckt. Ich erwartete deshalb nichts Besonderes, als ich in Wien-Meidling in den railjet nach Villach stieg. Welch ein Irrtum! Nach einer knappen Stunde Fahrt wurde das Tal plötzlich sehr eng und die Strecke kurvig. Wir fuhren über Viadukte, durch Tunnels, immer höher und die Aussicht wurde immer besser. Ich war überrascht und begeistert und musste erst einmal im Internet recherchieren, wo ich denn da gelandet bin: Am Semmering.

Die damalige Fahrt hat mich mit einem „Semmering-Virus“ infiziert. Mittlerweile kenne ich die Semmeringbahn in und auswendig, weiß, dass sie eine von nur drei Bahnstrecken weltweit mit UNESCO-Welterbe-Status ist und für mich die wohl schönste Bahnstrecke Österreichs. Ich habe nicht mitgezählt, wie häufig ich seitdem über den Semmering gefahren bin. Es werden weit über 20 Fahrten sein, was für jemanden, der in NRW wohnt, doch recht ungewöhnlich sein dürfte.

Doch nicht nur die Fahrt über den Semmering ist toll, man kann zum Beispiel auch wunderbar entlang der Semmeringbahn wandern. Außerdem lohnt sich auch der Besuch der Lokalbahn Payerbach-Hirschwang (Höllentalbahn), einer Museumsbahn, die am Fuße des Semmerings gleich neben dem ÖBB-Bahnhof Payerbach-Reichenau startet. Empfehlenswert ist auch die Fahrt über den Semmering mit besonderen Regelzügen, etwa dem Nachtzug oder einem der Züge mit besonderen Speisewagen.

Screenshot OpenStreetMap © OpenStreetMap-Mitwirkende

In diesem Bericht geht es zunächst um die Wanderung von Semmering nach Breitenstein, anschließend um die Höllentalbahn und schließlich um besondere Regelzüge auf der Semmeringbahn.

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Ein Traum in Weiß: Winter im Schwarzwald und am Oberalppass

„Ich mag nicht: Winter ohne Schnee“ – so steht es in meinem Moderatoren-Steckbrief beim Radiosender, bei dem ich arbeite. Aber wer träumt in der kalten Jahreszeit nicht von einer weißen Landschaft und blauen Himmel? Nun sind die Winter in der Nordhälfte Deutschlands nur sehr selten wirklich schneereich. Gerade aus der Schweiz habe ich aber im Internet schon viele unfassbar schöne Fotos und Videos gesehen, wie sich Züge den Weg durch eine meterhoch verschneite Berglandschaft bahnen. Genau das wollte ich auch einmal erleben. Der Winter 2017/18 war zwar ziemlich schneereich, teilweise waren Bahnstrecken in den Alpen tagelang wegen Lawinengefahr gesperrt, aber ich hatte leider keine Zeit, in den Zug zu steigen. Gott sei Dank dauert es bei so viel Schnee dann auch einige Zeit, bis der geschmolzen ist. Warum also nicht Anfang März nochmal versuchen, die Schneemengen am Oberalppass zu durchfahren?

Mit dem durchgehenden IC „Schwarzwald“ geht es von Münster nach Konstanz. Auf Schweizer Seite fahre ich das Bodenseeufer entlang und dann über das Rheintal, Buchs und Sargans nach Chur. Dort übernachte ich. Am zweiten Reisetag geht es über Disentis und den Oberalppass nach Andermatt, dann über Göschenen nach Zürich und mit dem Nachtzug über Hannover zurück nach Hause.

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Eine Tour – drei Abschiede: City Night Line, Gotthard-Interregio & SBB Lounge

Der Fahrplanwechsel im Dezember 2016 war für viele Bahnfreunde ein trauriger Moment. Die letzten City Night Line-Nachtzüge (CNL) der Deutschen Bahn wurden eingestellt und in der Schweiz ging der Gotthard-Basistunnel in Betrieb. Zugegeben, zumindest Letzteres ist für den absoluten Großteil der Fahrgäste eine deutliche Verbesserung und auch ich bin prinzipiell ein großer Freund des Basistunnels. Ein bisschen Wehmut ist aber trotzdem dabei, denn die klassischen Fernzüge über den Gotthard verkehren seitdem nicht mehr. Auf der Bergstrecke gibt es seitdem (neben wenigen touristischen Zügen am Wochenende) nur noch einen Regionalverkehr mit Flirt-Triebwagen (keine Fenster zum Öffnen in der 2. Klasse, kein Panoramawagen in der 1. Klasse).
Zurück zu den Nachtzügen: Immerhin haben die ÖBB mit ihren nightjets einige ehemalige deutsche Nachtzugverbindungen übernommen, aber auf vielen Verbindungen gibt es seitdem auch gar keinen echten Nachtzüge mehr, zum Beispiel auf der Verbindung von Köln nach Prag. Kurz vor dem Fahrplanwechsel war das mein Ausgangspunkt, noch einmal diese Verbindung zu nutzen. Ein dritter Abschied ergab sich auf der Tour noch nebenbei: Die SBB hat ihre Lounge im Züricher Hauptbahnhof zum Fahrplanwechsel 2016 geschlossen. Ich konnte sie auf dieser Fahrt ein letztes Mal besuchen.

Von Münster aus fahre ich mit dem Nahverkehr nach Köln. Von dort nehme ich den Schlafwagen der CNL-Verbindung „Kopernikus“ nach Prag. Den Tag verbringe ich in Prag, in der Folgenacht geht es mit der anderen City Night Line-Verbindung (Canopus) nach Zürich. In der Schweiz fahre ich nochmal klassisch mit dem Gotthard-Interregio nach Locarno und zurück. Nach einem letzten Besuch der SBB Lounge in Zürich geht es mit dem CNL „Pegasus“ zurück nach NRW.

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Sechs Stunden ohne Halt: Über verschlungene Wege nach Venedig

Manchmal liest man oder hört von etwas und es lässt einen tagelang nicht mehr los. Eine Woche vor meiner Fahrt nach Venedig saß ich im Zug und blätterte durch die DB Mobil. Auf den letzten Seiten gibt es immer einen Überblick über einige Großbaustellen und die damit verbundenen Fahrplanänderungen. Mein Blick fiel auf die Verbindung München – Innsbruck – Brenner – Norditalien. Dass es Bauarbeiten südlich von Innsbruck gibt und daher die Züge über mehrere Wochen durch den Inntaltunnel (eigentlich nur Güterverkehr) umgeleitet werden und deshalb nicht in Innsbruck halten, war mir bekannt. Was ich noch nicht wusste: Auch südlich des Brenners, so stand es im Heft, werde die Strecke für einige Tage gesperrt. Und dann kam die Info, die mich nicht mehr losließ: Ein Zugpaar werde nicht im Schienenersatzverkehr geführt, sondern großräumig umgeleitet. Dabei handele es sich um das Zugpaar nach Venedig, so die Info in der Zeitschrift. Sofort versuchte ich den Zug an den entsprechenden Tagen im DB Navigator zu finden. Und tatsächlich, es gab ihn: EC 87 sollte bis Wörgl mit den gewohnten Halten fahren und dort um 12.55 Uhr abfahren. Der nächste Halt: Venezia Maestre um 19.26 Uhr. Welche Route der Zug nehmen würde war mir relativ schnell klar: Von Wörgl aus über die wunderschöne Strecke über Zell am See bis Schwarzach-St.Veit, dann über die Tauernbahn, Villach, Tarvisio und Udine nach Venedig. Alternativen gebe es auch kaum. Über sechs Stunden ohne Halt und dann noch diese tolle Strecke – das musste ich einfach machen. Das Ziel des Zuges spielte dabei überhaupt keine Rolle. Aber gegen Venedig konnte ich wenig einwenden. 😉

Mit dem Nacht-IC 2021 geht es von Münster nach Köln. Eine gute Stunde Zeit bleibt mir in der Freitagnacht zum Umstieg, dann geht es mit dem ersten durchgängigen ICE des Tages (zumindest an einem Samstag) von Köln nach München. Zweieinhalb Stunden bleiben mir dort bis zur Abfahrt des EC 87 nach Venedig. In Venedig habe ich viel zu kurze anderthalb Stunden Zeit, ehe ich mit dem nightjet nach München zurückfahre. Bei der weiteren Fahrt zurück wähle ich die Route über Nürnberg und Hannover mit Zwischenstopp in Würzburg. Über Hamm geht es schließlich zurück nach Münster.

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Balkanrunde: Von Basel über Split, Bar und Belgrad nach Wien

Wer im Internet Bahnreiseberichte liest, der kommt um die Bahnstrecke zwischen Belgrad und Bar nicht herum. Sie wird als eine der beeindrucktesten Bahnstrecken Europas beschrieben, da sie spektakulär durch die montenegrinische Bergwelt trassiert ist. Sogar in der deutschen Wikipedia findet man einen außergewöhnlich ausführlichen Artikel zur Strecke. Deshalb hatte ich mir bereits vor Monaten vorgenommen, diese Strecke in eine Tour aufzunehmen. Gleichzeitig plante ich eine Interrail-Tour mit einem Freund. Da auch er Interesse an dieser Strecke hatte, entschlossen wir uns, die Fahrt auf der Tito-Bahn (so nennt man die Strecke auch) ins Zentrum unser Interrail-Tour zu stellen und die restliche Tour darum zu planen. Die Strecke in eine Rundreise aufzunehmen ist dabei gar nicht so einfach, da Bar Endpunkt der Eisenbahn ist und nur über diese Strecke zu erreichen ist. Da wir gleichzeitig gerne auch nochmal den Nachtzug von Zagreb nach Split fahren wollten und Split auch eisenbahntechnisch eine Sackgasse ist, bot sich an, beide Endpunkte zu verbinden und dazwischen ausnahmsweise mal mit dem Fernbus zu fahren. Im Endeffekt war das die richtige Entscheidung. Am Ende ist eine elftägige Interrail-Reise entstanden. Dieser Reisebericht zeigt davon einen Ausschnitt: Eine Balkanrunde. Die Tour startet in Basel und führt am ersten Tag als kleine Rundreise durch die Westschweiz. Mit dem Nachtzug fahre ich von Zürich nach Zagreb, wo ich auf meinen Mitfahrer treffen, der dort gerade ein Erasmus-Semester macht. In der folgenden Nacht geht es mit dem Nachtzug nach Split. Mit dem Fernbus legen wir in zwei Etappen die Strecke Split – Bar zurück (Übernachtung in Dubrovnik). Es folgt die Fahrt über die angesprochene Tito-Bahn und eine Übernachtung in Belgrad. Am letzten Tag geht es mit dem durchgehenden Schnellzug „Avala“ von Belgrad nach Wien. Dort endet die beschriebene Tour. Unterwegs war ich Ende April 2018.

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