Winterträume im Allgäu und am Gotthard

Auf YouTube findet man viele Videos, die Züge, wie aus dem Bilderbuch, auf stark verschneiten Strecken in den Alpen zeigen. Gerade die Schweiz ist dort stark vertreten, allen voran mit Berninabahn, der Furka-Oberalp-Bahn oder auch der Gotthardbahn. Wer diese Videos sieht, der möchte den Winter dort mit dem Zug auch mal live erleben. Erleben durfte ich schon die Fahrt auf der Furka-Oberalp-Bahn (allerdings bei Nebel – Bericht hier) aber auch etwa die Fahrt über die Arlbergbahn im Winter (Bericht hier). All das bisher Gesehene sollte aber bei dieser Tour noch getoppt werden, einer Tour Mitte Januar 2019. Die Medien überschlugen sich in diesen Tagen geradezu mit Sondersendungen zum angeblichen „Schneechaos“ in den Alpen.  Tatsache war: Es hatte wirklich sehr viel geschneit in den Nordalpen und es waren viele Verkehrswege z.B. wegen Lawinengefahr gesperrt. Manche Dramatik war aber dann doch eher übertrieben und diente wohl eher dazu, Sendeminuten zu füllen. Wer lokale Medien aus den betroffenen Orten verfolgte, der merkte recht schnell, dass die allermeisten Orte auf die Schneemassen vorbereitet waren und kein Grund zur Panik bestand (wenige Orte, die es ganz besonders schlimm getroffen hat, ausgenommen). Also beschloss ich in die Alpen zu fahren, über Strecken, die noch geöffnet waren. Meine Freunde und Bekannten, die nur die extrem dramatischen Berichte kannten, erklärten mich für verrückt. Ich war eher gelassen. Sollte ich irgendwo stranden, würde ich schon irgendwelche Wege finden, die Tour abzubrechen oder eben mich irgendwo einzuquartieren. Am Ende war es knapper als gedacht. Ich konnte die komplette Tour wie geplant (mit lediglich einem Anschlussbruch) abfahren, aber jeweils wenige Stunden später wäre das nicht mehr möglich gewesen, weil Strecken, über die ich gerade noch gefahren war, auch gesperrt wurden.

Mit dem IC geht es von Münster nach Köln. Mit dem Nacht-ICE 619 nach München. Ein EC bringt mich über die Allgäubahn in die Schweiz. Durch das Rheintal geht es nach Chur und über die Albula- und Berninabahn nach Tirano. Mit dem italienischen Regionalzug fahre ich nach Mailand und übernachte dort. Zurück geht es mit dem durchgehenden RegioExpress von Mailand nach Erstfeld über die Gotthard-Bergstrecke, mit dem Interregio nach Basel und mit zwei ICEs nach Münster.

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Im umgeleiteten Nachtzug nach Rom und über die Berninabahn zurück

Wenn eine wichtige Bahnstrecke wegen Bauarbeiten gesperrt ist, dann gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder gibt es im Bereich der Sperrung einen Schienenersatzverkehr mit Bussen oder der Zug wird über eine andere Strecke umgeleitet. Die Möglichkeit der Umleitung wird eigentlich nur in Betracht gezogen, wenn es eine alternative Strecke in der Nähe gibt, sodass sich die Fahrt in vertretbaren Rahmen verlängert. Nachtzüge stellen hier eine Ausnahme dar, schließlich möchte man die Fahrgäste wohl in der Regel nicht mitten in der Nacht aus dem Bett holen, sie in einen Bus setzen, um sie auf der anderen Seite der Sperrung (bestenfalls) wieder in den nächsten Schlafwagen einsteigen zu lassen. Das würde DEN Vorteil schlechthin des klassischen Nachtzuges zunichtemachen. Genau aus diesem Grund kann man bei Nachtzügen häufig auch weiträumige Umleitungen erleben, gerade in Österreich.

Im Herbst 2018 war die Tauernbahn zwischen Schwarzach-St.Veit und Villach einen knappen Monat lang gesperrt (konkret im Abschnitt Schwarzach – Böckstein). Der ÖBB nightjet München – Rom wurde in dieser Zeit weiträumig von Bischofshofen über das Ennstal, Leoben und den Neumarkter Sattel nach Villach umgeleitet. Dies sorgte dafür, dass der Zug in München vier Stunden früher losfuhr als gewöhnlich, nämlich um 16 Uhr statt um 20 Uhr. Am Nachmittag schon in einen Nachtzug einsteigen – das wollte ich unbedingt erleben.

Als Rückfahrt beschreibe ich die Fahrt mit dem italienischen Hochgeschwindigkeitsverkehr nach Mailand und weiter über Tirano, die Berninabahn (UNESCO Welterbe) und die Schweiz zurück nach Hause.

Hinweis: Diese Tour hat so nicht stattgefunden. Für diesen Reisebericht habe ich eine Fahrt nach Rom und eine Rückfahrt von Rom über die Berninabahn zu einer Reise zusammengefasst. Tatsächlich bin ich im Herbst 2018 auch wieder mit dem umgeleiteten Nachtzug zurückgefahren und die Fahrt Rom – Tirano – Deutschland habe ich schon mehrmals in den vorherigen Jahren durchgeführt, ohne dass ich nach Rom mit einem umgeleiteten Nachtzug angereist bin. Ich beschreibe eine Rückfahrt aus Rom, die ich mit meinem Vater im Juni 2016 gemacht habe. Dabei greife ich aber nicht nur auf Bilder dieser beschriebenen Rückfahrt zurück sondern nutze auch Bilder weiterer Reisen auf dieser Strecke. Daher bitte nicht wundern, wenn die Fotos teilweise unterschiedliches Wetter/unterschiedliche Jahreszeiten zeigen.

Mit dem ICE geht es von Münster nach München. Mit dem nightjet über die Umleitungsstrecke nach Rom. Nach einem Tag und einer Nacht in Rom geht es mit dem Hochgeschwindigkeitszug nach Mailand und mit der Regionalbahn entlang des Comer Sees nach Tirano. Dort verbringen wir eine weitere Nacht. Der letzte Reisetag führt uns über die Bernina- und Albulabahn nach Chur, entlang des Walen- und Zürichsees nach Zürich und mit einer Tagesrandverbindung zurück nach Münster.

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Mit dem Zug durchs Winter Wonderland: Der EC „Transalpin“ im Winter

Eine meiner absoluten Lieblingsreisen mit der Bahn ist die Fahrt mit dem Eurocity „Transalpin“ von Zürich nach Graz (bzw. umgekehrt). Diese Fahrt habe ich mittlerweile schon fast zehnmal gemacht, bisher aber (fast) immer im Sommerhalbjahr, wenn kein Schnee mehr liegt. Das musste sich dringend ändern. Deshalb ging es Anfang Dezember 2018 nach Zürich, um die Fahrt nach Graz anzutreten. Die beiden Tage zuvor hatte es ordentlich in den Alpen geschneit. Damit waren die Voraussetzungen (fast) perfekt. Die Sonne hielt sich zwar während der Fahrt zurück, aber das tat dem Vergnügen keinen Abbruch. 

Die Fahrt führt mich umsteigefrei im 1. Klasse-Panoramawagen des ECs „Transalpin“ von Zürich, vorbei am Zürich- und Walensee, über den Arlberg, das Brixental, Zell am See und das Ennstal nach Graz. Im Sommer plädiere ich in der Regel dafür, von Graz nach Zürich zu fahren. Im Winter (wenn die Tage noch kurz sind) macht die Tour aber nur in diese Richtung Sinn. Grund: Der Gegenzug (ab Graz) fährt eine ganze Stunde später und tendenziell liegen die Highlights auf der Fahrt eher am westlichen Endpunkt der Strecke. Damit passiert man sie auf der Fahrt von Graz nach Zürich schon in der Dunkelheit.

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Ein Traum in Weiß: Winter im Schwarzwald und am Oberalppass

„Ich mag nicht: Winter ohne Schnee“ – so steht es in meinem Moderatoren-Steckbrief beim Radiosender, bei dem ich arbeite. Aber wer träumt in der kalten Jahreszeit nicht von einer weißen Landschaft und blauen Himmel? Nun sind die Winter in der Nordhälfte Deutschlands nur sehr selten wirklich schneereich. Gerade aus der Schweiz habe ich aber im Internet schon viele unfassbar schöne Fotos und Videos gesehen, wie sich Züge den Weg durch eine meterhoch verschneite Berglandschaft bahnen. Genau das wollte ich auch einmal erleben. Der Winter 2017/18 war zwar ziemlich schneereich, teilweise waren Bahnstrecken in den Alpen tagelang wegen Lawinengefahr gesperrt, aber ich hatte leider keine Zeit, in den Zug zu steigen. Gott sei Dank dauert es bei so viel Schnee dann auch einige Zeit, bis der geschmolzen ist. Warum also nicht Anfang März nochmal versuchen, die Schneemengen am Oberalppass zu durchfahren?

Mit dem durchgehenden IC „Schwarzwald“ geht es von Münster nach Konstanz. Auf Schweizer Seite fahre ich das Bodenseeufer entlang und dann über das Rheintal, Buchs und Sargans nach Chur. Dort übernachte ich. Am zweiten Reisetag geht es über Disentis und den Oberalppass nach Andermatt, dann über Göschenen nach Zürich und mit dem Nachtzug über Hannover zurück nach Hause.

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Eine Tour – drei Abschiede: City Night Line, Gotthard-Interregio & SBB Lounge

Der Fahrplanwechsel im Dezember 2016 war für viele Bahnfreunde ein trauriger Moment. Die letzten City Night Line-Nachtzüge (CNL) der Deutschen Bahn wurden eingestellt und in der Schweiz ging der Gotthard-Basistunnel in Betrieb. Zugegeben, zumindest Letzteres ist für den absoluten Großteil der Fahrgäste eine deutliche Verbesserung und auch ich bin prinzipiell ein großer Freund des Basistunnels. Ein bisschen Wehmut ist aber trotzdem dabei, denn die klassischen Fernzüge über den Gotthard verkehren seitdem nicht mehr. Auf der Bergstrecke gibt es seitdem (neben wenigen touristischen Zügen am Wochenende) nur noch einen Regionalverkehr mit Flirt-Triebwagen (keine Fenster zum Öffnen in der 2. Klasse, kein Panoramawagen in der 1. Klasse).
Zurück zu den Nachtzügen: Immerhin haben die ÖBB mit ihren nightjets einige ehemalige deutsche Nachtzugverbindungen übernommen, aber auf vielen Verbindungen gibt es seitdem auch gar keinen echten Nachtzüge mehr, zum Beispiel auf der Verbindung von Köln nach Prag. Kurz vor dem Fahrplanwechsel war das mein Ausgangspunkt, noch einmal diese Verbindung zu nutzen. Ein dritter Abschied ergab sich auf der Tour noch nebenbei: Die SBB hat ihre Lounge im Züricher Hauptbahnhof zum Fahrplanwechsel 2016 geschlossen. Ich konnte sie auf dieser Fahrt ein letztes Mal besuchen.

Von Münster aus fahre ich mit dem Nahverkehr nach Köln. Von dort nehme ich den Schlafwagen der CNL-Verbindung „Kopernikus“ nach Prag. Den Tag verbringe ich in Prag, in der Folgenacht geht es mit der anderen City Night Line-Verbindung (Canopus) nach Zürich. In der Schweiz fahre ich nochmal klassisch mit dem Gotthard-Interregio nach Locarno und zurück. Nach einem letzten Besuch der SBB Lounge in Zürich geht es mit dem CNL „Pegasus“ zurück nach NRW.

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