Am nächsten Morgen begrüßt uns beim Blick aus dem Fenster Regen. Das ist schade, aber lässt sich auch nicht ändern. Machen wir das Beste daraus.
Nach dem Frühstück geht es direkt zum Bahnhof der Rhätischen Bahn. Es gibt zwei Möglichkeiten nun über die Berninabahn zu fahren – mit einem normalen Regionalzug oder mit dem Bernina-Express.
Der Bernina-Express ist ein besonders auf Touristen ausgelegter Panoramazug, der Panoramawagen in beiden Klassen führt (reservierungs- und aufpreispflichtig). Klassischerweise fährt der Bernina-Express vormittags von Norden (St. Moritz, Chur, Landquart – in der Hauptsaison im Sommer gibt es drei Züge) nach Tirano und nachmittags wieder zurück. Im Sommer gibt es aber auch einen Zug, der „gegen den Strom“ fährt. Er startet vormittags in Tirano und fährt nach St. Moritz und nachmittags wieder retour. Die Fahrt im Panoramawagen habe ich jetzt schon zwei Male gemacht. Sie hat in jedem Fall einen besonderen Reiz. Für die Erstbefahrung der Strecke empfehle ich aber eher die Fahrt in einem normalen Regionalzug. Kennt man die Strecke bereits, kann man auch mal den Bernina-Express wählen und hat so Abwechslung bei der erneuten Befahrung der Strecke.
Ein vielleicht nicht ganz uninteressanter Hinweis noch: Es gibt auf der Strecke keine richtigen Loks sondern ausschließlich Triebwagen, die die Züge ziehen. So werden auch die Panoramawagen des Bernina-Express von einem Triebwagen gezogen. Die Mitfahrt im Triebwagen ist NICHT aufpreis- oder reservierungspflichtig. Dort kann man wie in jeden normalen Regionalzug einsteigen. Man muss also nicht auf den nächsten Zug warten, wenn gerade der Bernina-Express kommt und man nicht reserviert hat oder den Aufpreis nicht zahlen möchte. Aber darauf achten: Der Bernina-Express hält nicht an allen Bahnhöfen!
Wir haben uns für die Fahrt nun für einen Regionalzug entschieden. Die allermeisten Züge auf der Berninabahn werden mit den modernen Allegra-Triebwagen bespannt. Diese haben den Vorteil, dass man in der ersten Klasse direkt hinter dem Lokführer sitzen kann und durch eine Scheibe vorne rausguckt. Ein wunderbares Erlebnis, das meiner Meinung nach der Fahrt im Panoramawagen vorzuziehen ist. Ich rate daher dringend zu einer 1. Klasse-Fahrkarte. Ob im jeweiligen Zug ein Allegra oder ein älterer Triebwagen (dort kann man nicht rausschauen) eingesetzt wird, lässt sich auf der Webseite der Rhätischen Bahn nachschauen (Suchwort: Lokdienste – bei Fragen mir gerne eine E-Mail schreiben).
Im Sommer kann ich bei gutem Wetter noch eine andere Art des Bereisens der Berninabahn empfehlen: Die Fahrt im offenen Aussichtswagen. Im Sommer führen einige Züge solche Wagen (im Fahrplan vermerkt). Die Fahrt wird so zu einem besonderen Erlebnis.
Wir begeben uns also im Regen zum Bahnhof Tirano. Vor den Bergen hängen Wolken. Ich hoffe, dass wir später nicht komplett in die Wolken fahren werden und wenigstens etwas von der Fahrt haben werden.
Der Triebwagen wird gerade noch vor weitere Wagen unseres Regionalzugs rangiert. Als er zum Einsteigen freigegeben ist, begeben wir uns direkt auf die Plätze hinter dem Lokführer. Hier bekomme ich einen kleinen Schreck: Vor dem Fenster zum Lokführer ist ein Rollo, das uns die Sicht nach vorne nimmt. Ist das hier bei der Rhätischen Bahn etwa wie bei der Deutschen Bahn, bei der die meisten Lokführer im ICE 3 und ICE-T die Scheibe immer nur milchig eingestellt haben und so den Blick nach vorne verhindern?
Meine Sorgen lösen sich Gott sei Dank schnell auf, denn im Moment der Abfahrt fährt das Rollo automatisch nach oben. Ich habe es auch bei mittlerweile über 10 Fahrten im Allegra nie erlebt, dass ich keine Sicht gehabt hätte.
Über den Kreisverkehr von Tirano geht es auf die Straße in Richtung Puschlav. Währenddessen weist uns die Ansage im Zug darauf hin, dass die Berninabahn, die wir nun befahren werden, Teil des UNESCO Welterbes ist. Ein paar „touristische Ansagen“ gibt es auch in den normalen Regionalzügen der Rhätischen Bahn. Im Bernina-Express sind es natürlich einige Ansagen mehr.
Ich werde nun zwar weiterhin die Fahrt an diesem verregneten Tag beschreiben, aber meistens Bilder von Fahrten bei schönerem Wetter dazu zeigen.
Nach wenigen Minuten überqueren wir die Grenze zur Schweiz und erreichen den ersten Bahnhof auf Schweizer Gebiet: Campocologno
Die ersten 120 Höhenmeter haben wir hier schon überwunden. Insgesamt überwindet die Bahn von Tirano (429 m) bis Ospizio Bernina (2253 m) rund 1.800 Höhenmeter und das ohne Zahnrad. Außerdem überquert die Bahn den Pass ohne Scheiteltunnel. Zwei Superlative.
Das nächste Highlight lässt nicht lange auf sich warten – das Kreisviadukt von Brusio:
Hinter dem Kreisvadukt hält der Zug im Bahnhof in Brusio und setzt dann seine Fahrt in Serpentinen fort. Der nächste Halt Miralago liegt zwar nur drei Streckenkilometer entfernt, der Zug muss aber auf diesen drei Kilometern knapp 200 Höhenmeter überwinden. Der Bahnhof Miralago liegt direkt am Lago di Poschiavo auf einer Höhe von 965 Metern. Wir haben also seit Tirano bereits 500 Höhenmeter überwunden. Das schreibe ich an dieser Stelle schon einmal, weil wir später von deutlich weiter oben einen wunderbaren Blick auf den Lago di Poschiavo haben werden. Von dort muss man sich dann vorstellen, dass man in Tirano sogar noch 500 Meter tiefer war.
Anhand der Berge im Hintergrund lässt sich bereits erahnen, wie hoch wir noch fahren werden.
Zunächst einmal darf der Zug nach der Vorbeifahrt am See bei Le Prese Straßenbahn spielen.
Derweil „kleben“ mein Vater und ich an der Scheibe mit dem Blick nach vorne. Die Sitze hinter der Scheibe sind zu niedrig als dass man aus der Sitzposition einen vernünftigen Blick hätte. Aber der Blick nach vorne ist so spannend, dass die Fahrt auch im Stehen viel zu schnell vergeht. Auch das schlechte Wetter beeinträchtigt bis jetzt das Erlebnis der Fahrt nur unwesentlich. Also bei Regen nicht verzagen!
Wenig später erreichen wir Poschiavo, den Hauptort des Tales. Der Ort hat rund 3500 Einwohner und eisenbahntechnisch gibt es hier eine Werkstätte und ein Depot der Rhätischen Bahn. Wir müssen einen Gegenzug abwarten.
Die beiden Bilder oben wären heute so nicht mehr machbar. Die Bahnhofseinfahrt von Poschiavo wurde mittlerweile umgebaut und sie ist zweigleisig geworden. Die Züge begegnen sich heute oberhalb des Bahnhofs von Poschiavo im Doppelspurabschnitt. Das Fahrgastinformationssystem dagegen zeigt heute keinen Halt in Privilasco mehr an. Die Haltestelle wurde aufgelöst.
Nachdem wir die Zugkreuzung abgewartet haben, beginnt die Strecke am linken Berghang stark anzusteigen und führt in Serpentinen nach oben. Bereits nach wenigen Minuten hat man einen tollen Blick auf Poschiavo und den Lago di Poschiavo, an dem wir vorhin noch vorbeigefahren sind.
In den engen Kurven kann man aus dem Triebwagen immer wunderbar die hinteren Wagen unseres Zuges sehen. Teilweise ist die Strecke dabei so kurvig, dass man das Ende des Zuges gar nicht mehr sieht.
Das schlechte Wetter macht sich nun positiv und negativ zugleich bemerkbar. Durch den Regen und die Lichtstimmung wirken die Farben tatsächlich sehr knallig – das liegt nicht ausschließlich am Foto und war auch im Ansatz in echt so. Auf der anderen Seite ist der Blick nach unten ins Tal durch die vielen Wolken doch getrübt. Der Lago di Poschiavo lässt sich trotzdem erahnen.
Der Blick bei besserem Wetter:
Diese Ausblicke hat man auf der Fahrt nach oben immer wieder und immer mehr ist man beeindruckt, wie hoch einem diese Eisenbahn ohne Zahnrad bringt.
Auf 1.3692 Metern liegt Cavaglia. Es ist ein Bahnhof auf einer kleinen Hochebene. Wir kreuzen hier den Bernina-Express aus St. Moritz.
Von hier aus hat man einen guten Blick auf die nächsten 400 Höhenmeter, die bis Alp Grüm zurückzulegen sind. Man verzeihe mir die schlechte Qualität des nächstes Bildes durch den Digitalzoom, aber es zeigt einfach gut den Streckenverlauf. Oben sehen wir einen roten Zug an der Panoramakurve von Alp Grüm (höchster Punkt der Strecke mit Blicke ins Puschlav – danach führt die Strecke vom Tal weg und legt die letzten gut 100 Höhenmeter bis zum Scheitelpunkt zurück), etwas weiter rechts darunter lässt sich ein weiterer Teil der Strecke durch die Fahrleitungsmasten erahnen. Hier werden wir nun in Serpentinen wieder den Berg bezwingen.
Wenig später sind dann Palüsee und Palügletscher zu sehen, wobei wir den Gletscher bei diesem Wetter nur erahnen können.
So sieht es aus, wenn das Wetter besser ist:
Wenige Kurven später ist Alp Grüm erreicht.
Hier kreuzen wir den Bernina-Express aus Chur, der hier oben extra einen Fotohalt einlegt. Apropos „Halt“ – den empfehle ich hier auch dringend einzulegen und später mit einem anderen Zug weiterzufahren oder (wenn es das Gepäck zulässt) sogar bis zum nächsten Bahnhof Ospizio Bernina zu wandern. Im Zug verpasst man auf dieser Strecke nicht viel – die Wanderung ist dafür besonders schön.
Tatsächlich sind wir bei dem Wetter im Zug sitzen geblieben – ich zeige aber kurz die Bilder von einer Wanderung im September 2015:
Man muss nur die Bahngleise überqueren und steht dann bereits am Beginn des Wanderwegs. Am Anfang geht es vergleichsweise steil nach oben, während der weitere Wanderweg dann keine größeren Steigungen mehr beinhaltet und man eher Strecke zurücklegt.
Hier sieht man noch einmal wunderbar die zurückgelegte Höhe: Rechts die Panoramakurve von Alp Grüm, dann folgt die Cavaglia-Ebene und darunter das Puschlav mit dem Lago die Poschiavo (Bild durch Anklicken vergrößern). Und wie ich vorhin bereits schrieb: Wir müssen uns klar machen, dass wir noch von 500 Meter tiefer kommen.
Der Wanderweg verläuft nun zunächst einige hundert Meter entfernt der Bahnsterecke.
Wenig später kommt die Strecke dann wieder zum Vorschein, verläuft aber die meiste Zeit eher unbemerkt in unmittelbarer Nähe des Wanderweges in Galerien bzw. kurzen Tunnels.
Die Staumauer des Lago Bianco kommt in Sicht. Der Wanderweg führt rechts an ihr vorbei an das Ufer. Der See liegt quasi auf dem Pass. Bis zum Passhalt Ospizio Bernina müssen wir also nur noch entlang des Ufers laufen, an dem auch die Bahnstrecke verläuft.
Etwa anderthalb Stunden dauert die Wanderung von Alp Grüm nach Ospizio Bernina. Hier noch drei Bilder von einem anderen Mal, als keine Schneereste mehr lagen:
Der Bahnhof Opizio Bernina stellt den Scheitelpunkt der Strecke dar.
Nach so einer Wanderung kann man wunderbar im Bahnhofsrestaurant einkehren. Im Sommer stehen dabei sogar Tische und Stühle auf dem Bahnsteig, an denen man bedient wird. Für Eisenbahnfreunde ist das natürlich ein Muss.
Zurück zur eigentlichen Reise. Wir fahren also bei Regen am Lago Bianco vorbei. Hier noch ein paar Bilder von der Etappe, von der ich gerade die Wanderung beschrieben habe:
An all den Bildern, die ich nun von verschiedenen Reisen von diesem Abschnitt gezeigt habe, zeigt sich, dass es hier oben je nach Jahreszeit und Wetter immer ganz anders aussieht. Und dabei haben wir jetzt nur Bilder aus der mehr oder weniger schneefreien Sommersaison gesehen. Ich persönlich finde es hier im Spätsommer am schönsten, wenn der Stausee Lago Bianco bereits gut gefüllt ist, Schnee nur noch an den Bergspitzen zu sehen ist und das Wasser des Lago Bianco in der Sonne türkis schimmert.
Am Bahnhof Ospizio Bernina haben wir nicht nur den Scheitelpunkt der Strecke passiert, sondern auch die Sprachgrenze. Vom italienischsprachigen Puschlav geht es nun hinab ins Engadin, wo man Rätoromanisch (und Deutsch) spricht.
Es geht zunächst noch weiter am Lago Bianco entlang. Am Ende des Sees steht eine Tafel, die auf die Wasserscheide zwischen der Adria und dem Schwarzen Meer hinweist.
Auf der anderen Seite der Wasserscheide lässt sich der im Verlgleich zum Lago Bianco (weißer See) deutlich kleinere Lago Nero (schwarzer See) erkennen, dessen Wasser tatsächlich deutlich dunkler zu sein scheint.
Weiter geht es gemächlich bergab. Das Tal ist dabei recht weit und fällt langsam ab. Auf dieser Seite des Passes muss die Bahn bei weitem nicht so viele Höhenmeter machen wie auf der Südseite. St. Moritz, der Endpunkt der Berninabahn, liegt auf 1775 Metern, also nur etwa 500 Höhenmeter unter der Passhöhe. Zur Erinnerung: Auf der Südseite haben wir zwischen Tirano und dem Scheitelpunk über 1800 Höhenmeter überwunden.
Es geht vorbei an den Talstationen der Lagalb- und der Diavolezza-Seilbahn.
Kurze Zeit später folgt dann das letzte große Highlight auf der Berninabahn: Die Fahrt durch die Montebellokurve mit bestem Blick auf den Morteratschgletscher.
Da das Wetter heute den Blick nur bedingt erlaubt, müssen mal wieder zwei Schönwetterbilder her:
Nun geht es noch ein paar Minuten weiter durch das Tal, dann erreicht der Zug den Bahnhof von Pontresina.
Hier in Pontresina leert sich der Zug merklich. Der Grund: Als Transitreisender steigt man hier in aller Regel um und nimmt einen Regionalzug, der einen innerhalb weniger Minuten nach Samedan bringt. Damit umgeht man (quasi wie in einem Dreieck) St. Moritz wo der Zug der Berninabahn endet und der Zug über die Albulabahn nach Chur startet. Allerdings startet er dort kurz bevor der Zug der Berninabahn ankommt. Man hat dort also einen absoluten Nicht-Anschluss und kommt erst ca. 50 Minuten später weiter (quasi mit dem nächsten Takt). Aber genau dafür gibt es diese Dreiecksfahrt: Man steigt in Pontresina um, fährt direkt nach Samedan und erreicht dort noch den Zug, der einem sonst in St. Moritz (fast) vor der Nase weggefahren wäre.
Auf der anderen Seite kann man sich natürlich auch bewusst dazu entschieden, über St. Moritz zu fahren und sich dort mal 50 Minuten die Füße zu vertreten, um nicht stundenlang ohne Pause im Zug zu sitzen.
Genau das machen wir nun auch. Wir müssen in Pontresina noch die Zugkreuzung mit dem Gegenzug nach Tirano abwarten, dann geht es auf die letzten fünf Kilometer nach St. Moritz.
Kurz nach der Ausfahrt in Pontresina ist in Fahrtrichtung rechts die Standseilbahn zum Muottas Muragl zu sehen. Es gibt dabei sowohl auf der Berninabahn als auch auf der direkten Bahnstrecke Pontresina – Samedan eine Haltestelle für diese Standseilbahn.
Ehe man sich versieht ist aber bereits St. Moritz erreicht. Die 50 Minuten kann man gut mit einem kleinen Spaziergang am St. Moritzersee verbringen. Der See liegt direkt am Bahnhof und ist durch die Unterführung zu erreichen.
Rechtzeitig sind wir zurück am Bahnhof. Wir können auch bereits frühzeitig in den Interregio nach Chur einsteigen. Er fährt über die Albulabahn, die zusammen mit der Berninabahn das UNESCO-Welterbe bildet.
Während der Zug bei der Abfahrt in St. Moritz noch eher schwach ausgelastet ist, füllt er sich dann in Samedan mit den Umsteigern des Folgetaktes aus Richtung Pontresina – Tirano doch erheblich.
Die Fahrt führt zunächst noch kurz durchs Engadin, dann biegt die Strecke ins Val Bever ab und führt durch den knapp sechs Kilometer langen Albulatunnel nach Preda im Albulatal. Vor allem der Bahnhof Preda zeigt sich als große Baustelle, da der Albulatunnel derzeit eine neue Tunnelröhre bekommt. Die alte Röhre soll später zur Rettungsröhre werden.
Am Bahnhof Preda begnen wir auch dem Glacier-Express der aus Zermatt kommt und gleich in St. Moritz sein Ziel erreicht hat. Das folgende Bild wurde jedoch an einem Tag mit besserem Wetter aufgenommen:
Nun folgt der wohl spannenste Teil der Albulabahn. Zwischen Preda und dem nächsten Halt in Bergün liegen gut 400 Höhenmeter, aber Luftlinie liegen beide Ortschaften nur etwa 4 Kilometer auseinander. Da wir aber ohne Zahnrad fahren, musste die Strecke künstlich verlängert werden. Es geht daher durch mehrere Kehrtunnels und dabei wechselt die Strecke im engen Tal immer wieder die Seite. Das lässt sich auf Fotos kaum vernünftig darstellen. Ich versuche es trotzdem anhand von einem Foto:
Fotografiert ist das Bild aus dem Zug, der gerade wieder einmal die Talseite wechselt (von links nach rechts). Gleich werden wir in einen Kehrtunnel fahren und dann unten auf der Strecke rauskommen. Dort geht zunächst an die rechte Talseite, dann beginnt eine Linkskurve und der Zug wechselt hinten (das Viadukt ist ganz hinten in den Bäumen zu erkennen) wieder die Talseite nach links.
So geht das mehrmals. Dennoch merken mein Vater und ich, dass wir langsam müde und gesättigt sind von den vielen Eindrücken, die wir heute schon auf der Berninabahn hatten. So richtig genießen können wir diesen Streckenteil nicht mehr.
Nach dem Halt in Bergün geht es zunächst stetig am rechten Berghang bergab. Kurz vor dem nächsten Halt in Filisur gibt es nochmals einen Kehrtunnel.
In Filisur zweigt die Strecke nach Davos ab. Wir bleiben aber mit unserem Zug auf der Albulabahn und erreichen damit kurz nach dem Bahnhof Filisur einen Ort, den wohl jeder von Fotos kennt: Das Landwasserviadukt. Es ist DAS Werbemotiv der Schweiz, wenn es um Bahnfahren geht. Passenderweise hat sich für die „Überfahrt“ das Wetter gebessert und die Sonne zeigt sich.
Den Blick und die Fahrt über der Viadukt genießen wir noch einmal richtig, dann reicht es aber tatsächlich für heute. Die letzten Kilometer der Albulabahn sind wir nicht mehr wirklich aufnahmefähig. Alle größeren Highlights liegen aber nun hinter uns und nichts, was noch kommt, kann mit dem mithalten, was wir heute schon gesehen haben.
Der Zug hält nach Filisur noch in Tiefencastel und in Thusis. Dort endet die Albulabahn und das UNESCO-Welterbe dann offiziell. Unser Zug fährt natürlich noch weiter. Bei Reichenau-Tamins überqueren wir den Rhein und haben einen Blick auf den Zusammenfluss von Hinter- und Vorderrhein. Das Wetter ist mittlerweile aber wieder schlechter geworden und es hat wieder begonnen zu regnen. So muss wieder ein Bild von einem anderen Tag aushelfen:
Wenig später erreichen wir Chur. Eigentlich hatten wir hier eine längere Pause eingebaut und wollten etwas die Stadt, die als älteste Stadt der Schweiz gilt, erkunden, aber es regnet in Strömen. So drehen wir nur eine kurze Runde durch die Fußgängerzone.
Zurück am Bahnhof fotografiere ich am Nachbargleis einen ICE, der aus Hamburg bis weit in die Schweiz gefahren ist und hier endet (wie alle normalspurigen Züge – da ist Chur eine Sackgasse).
Wir nutzen den nächsten IC nach Zürich. Er ist aus normalen Wagen der SBB gebildet. Eigentlich liebe ich die Strecke entlang des Walensees und des Zürichsees, aber bei strömenden Regen und so gesättigt von Eindrücken nehme ich die Fahrt entlang der beiden Seen heute eher unemotional hin. In anderen Reiseberichten auf diesem Blog finden sich Fotos und Beschreibungen dieser Fahrt bei schönem Wetter.
Auch in Zürich regnet es. Wir verbringen die Zeit bis zur Abfahrt unseres ICEs nach Deutschland daher am Bahnhof. Irgendwann wird dann der ICE 4 (Zugnummer! – nicht ICE-Typ 4) nach Frankfurt bereitgestellt. Es ist der letzte Tageszug, der abends von der Schweiz nach Deutschland fährt. Abfahrt in Zürich ist um 19.00 Uhr. Zunächst geht es ohne Halt bis Basel. Das Wetter wird dabei langsam wieder besser.
In Basel kommt dann das deutsche Zugteam an Bord und der Zug fährt an diesem Samstagabend eher schwach ausgelastet weiter in Richtung Norden. Ab Freiburg kommt sogar die Abendsonne noch einmal kurz heraus. Mein Vater und ich begeben uns derweil in den Speisewagen. Wir sind die einzigen Gäste und der Kellner ist sehr freundlich und serviert uns ein leckeres Abendessen.
Bilder habe ich davon nicht mehr – die Strecke, über die wir nun fahren, habe ich aber bereits in anderen Reiseberichten beschrieben.
Der Rest ist schnell erzählt: Wir steigen in Mannheim in einen ICE bis Frankfurt Flughafen und nutzen von dort den letzten ICE des Tages über die Schnellfahrstrecke in Richtung NRW. Dieser bringt uns bis Essen und mit einem Regionalexpress geht es nun – quasi mitten in der Nacht – zurück nach Münster. Erschöpft fallen wir am späten Abend/frühen Morgen (je nach Definition) in unsere Betten. Aber wir haben ja auch richtig was gesehen heute und hatten einen wunderbaren Tag!