Nur wenige Tage nachdem mich mein Weg erstmals ins Donautal geführt hat und ich auch zum ersten Mal in Sigmaringen war (siehe dieser Reisebericht), ging es wieder in die Region. Mir hatte es so gut gefallen, dass ich gerne noch weitere der vielen Strecken rund um die Schwäbische Alb kennenlernen wollte und nach wie vor war Kaiserwetter angekündigt. Geplant hatte ich die Tour nicht im Detail. Ich setzte mich einfach morgens in Köln in den ICE nach Stuttgart und peilte an, irgendwie erneut in Richtung Schwäbische Alb zu fahren. Am Ende hat sich dann folgende Tour ergeben:
Mit dem ICE geht es von Köln nach Stuttgart. Im IRE dann über die schwäbische Alb nach Aulendorf. Von dort mit einer Regionalbahn nach Kißlegg und mit einer weiteren RB nach Hergatz. Es folgt meine Abschiedsfahrt im alex bis Kempten. Von hier aus beginnt die im Reisebericht nicht näher beschriebene Rückfahrt mit dem Regionalexpress nach Ulm und weiter mit dem Fernverkehr nach Köln. Die Fahrt fand Mitte November 2020 statt.
Nein, warm ist es am heutigen Donnertagmorgen keinesfalls, dafür strahlt die Sonne auch in Köln von einem wolkenlosen Himmel. Ich habe ausgeschlafen und bin für die heutige Tour nicht extra früh aufgestanden. Um kurz nach halb zehn stehe ich in Köln Mülheim am Bahnsteig und steige in die S6 und fahre zum Kölner Hbf. Ich wechsele den Bahnsteig und wenige Minuten später fährt der ICE 515 aus Hamburg zur Weiterfahrt nach München ein. Es ist der einzige Zug, der von Hamburg über das Ruhrgebiet und dann auf die Schnellfahrtstrecke Köln – Frankfurt fährt. Zum Einsatz kommt ein ICE 4. Ich halte mich an die dauerhaft durch den Bahnhof tönende Ansage „benutzen Sie bitte die gesamte Zuglänge zum Einsteigen“ und steige ganz vorne ein. Das hat auch einen bestimmten Grund: Der ICE 4 ist ein Zug, in dem es, abgesehen vom Kleinkindabteil, eigentlich nur Großraumwagen gibt. Es existiert aber eine Ausnahme: Direkt hinter dem Führerstand – noch vor der ersten Einstiegstür- gibt es ein Abteil mit acht Plätzen (auf beiden Seiten je eine Vierer-Sitzgruppe mit Tisch). Für mich sind das die besten Plätze im ICE 4, zumindest sofern man dort alleine ist.
Dieses Glück habe ich. Hier, im Wagen 1, ist es am heutigen Donnerstagvormittag sowieso nicht wirklich voll, sodass auch kein anderer Fahrgast sich zu mir gesellt. Pünktlich fahren wir ab, was bei diesem Zug, der seit Hamburg schon eine weite Fahrt hinter sich hat, keineswegs selbstverständlich ist. Der Zug verlässt Köln über die Hohenzollernbrücke Richtung Schnellfahrstrecke. Nach der freundlichen Fahrkartenkontrolle hole ich mir im Bordbistro ein Frühstück. Dafür muss ich erst einmal ein halben Marathon durch acht Wagen, meinen mitgerechnet, zurücklegen, wobei, abgesehen vom Endwagen und dem Servicewagen vor dem Speisewagen, alle Wagen exakt gleich aussehen. Wenn der Zug auf einer geraden Strecke fährt, kann man in der Mitte bis zum Servicewagen durchschauen als wäre man in einem langen Tunnel. So wirklich schön ist das nicht. Ich schätze zwar die ruhige Fahrweise des ICE 4 und auch das Lichtkonzept (indirekte Beleuchtung mit Farben, je nach Tageszeit), aber man merkt eben auch, dass man einfach nur möglichst viele Plätze in diesen Zug quetschen wollte. Besonders schade ist, dass die Sitzreihen überhaupt nicht zu den Fenstern passen und man von vielen Satzreihen aus eher gegen eine Wand als aus einem Fenster blicken kann.
Immerhin passt das Fenster im Abteil am Zugende zu der einen Sitzgruppe, die sich dort befindet. Auch das ist ein Grund, warum ich hier sitze. Ich nehme mein Frühstück ein, während der Zug mit bis zu 250 km/h dem nächsten Zwischenhalt Frankfurt Flughafen entgegenrast. Mehr als 250 km/h kann der ICE 4 nicht fahren, dagegen beschleunigt der ICE 3 auf der Schnellfahrstrecke Köln – Frankfurt (Köln – Rhein Main; kurz: KRM) auf bis zu 300 km/h. Schneller fahren Züge nirgendwo in Deutschland. Es ist eine Fahrt auf und ab, die beinahe einer Achterbahn gleicht.
Hier ein paar Bilder zur Illustration, die 2008 (!) entstanden sind, als ich mit meinem Vater die Strecke besucht habe:
Die wohl beeindruckenste Stelle der Strecke: Auf der Hallerbachtalbrücke rasen die Züge ins Tal, um dann wieder bergauf in einer leichten Rechtskurve auf die Wiedtalbrücke zu fahren
Die Fahrt über die Schnellfahrstrecke kann natürlich nicht mit den landschaftlichen Reizen auf der Alternativstrecke durch das Rheintal mithalten, muss sich aber, was die Aussicht angeht, auch nicht verstecken. Ich mag am liebsten nach der Durchfahrt durch den Bahnhof Limburg Süd den Ausblick in Fahrtrichtung (südwärts) links. Dort schweift der Blick immer wieder ins Tal und irgendwann kann man auch die Skyline von Frankfurt schon am Horizont erblicken.
Die folgenden Bilder entstanden nicht bei der beschriebenen Fahrt im Herbst, sondern im Frühling:
Gerade heute, bei diesem wolkenlosen Himmel, macht die Fahrt Spaß und ehe ich mich versehe, erreicht der Zug den Frankfurter Flughafen. Von hier geht es, ohne den Frankfurter Hauptbahnhof anzufahren, direkt weiter über die recht unspektakuläre Riedbahn nach Mannheim. Dann fährt der ICE auf die nächste Schnellfahrstrecke, die nach Stuttgart. Erst seit diesem Monat ist sie, nach monatelanger Totalsperre wegen einer Sanierung, wieder in Betrieb. Auch auf dieser Strecke gibt es ein paar nette Ausblicke von Talbrücken.
Während Stuttgart immer näher kommt, schaue ich mir in der DB Navigator-App die nächsten Abfahrten an, um endlich zu entscheiden, wie ich die Tour fortsetze. Wenige Minuten nach meiner Ankunft soll ein IRE (Interregio-Express) nach Aulendorf fahren. Das klingt attraktiv! Ich wolle ja sowieso gerne nochmal weitere Strecken rund um die schwäbische Alb erkunden. Also beschließe ich, diesen Zug zu nehmen.
Die Umsteigezeit ist knapp – da bin ich dankbar, dass mein Zug pünktlich Stuttgart erreicht und ich im Wagen 1 – also ganz vorne am Prellbock im Stuttgarter Kopfbahnhof – sitze. Ich muss wenige Bahnsteige weiter und dort steht auch schon eine Doppeltraktion der Baureihe 612 im Landesdesign bereit.
Der Zug wird in Tübingen getrennt werden. Der hintere Zugteil fährt dann noch das vergleichsweise kurze Stück bis Horb weiter, während „mein“ vorderer Zugteil noch den Großteil seiner Strecke (zumindest zeitlich) bis Aulendorf vor sich hat.
Ich gehe also in den vorderen Triebwagen und suche mir einen Platz am Tisch, der hier übrigens genau zum Fenster passt. Das sollte doch eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein.
Voll ist der der Zug nicht, nur wenige andere Fahrgäste sind eingestiegen. Wir verlassen den Stuttgarter Hauptbahnhof, fahren durch den gut 300 m langen Rosensteintunnel und dann über die Neckarbrücke. Es sind nicht mehr viele Jahre, in denen man diese Fahrt erleben kann. Stuttgart 21, der unterirdisch gelegene Durchgangsbahnhof, nimmt immer weiter Form an. Durch den auf die Neckarbrücke folgenden Bahnhof Stuttgart-Bad Cannstatt fährt der Zug durch, wie auch durch viele weitere Bahnhöfe, denn dieser IRE hat zwischen Stuttgart und Reutlingen über eine halbe Stunde lang keinen Halt. So etwas ist im Regionalverkehr auch eher selten. Wir fahren durch das Neckartal, zunächst über die Bahnstrecke Stuttgart – Ulm (auch Filstalbahn genannt). In Plochingen zweigen wir dann auf die Neckar-Alb-Bahn ab, wir folgen also weiterhin dem Neckar, während die Bahnstrecke nach Ulm nun der Fils folgt, die in Plochingen in den Neckar mündet.
Bei Wendlingen unterqueren wir die Baustelle der Neubaustrecke Stuttgart – Ulm, über die demnächst die ICEs einen deutlichen Zeitgewinn gegenüber der kurvigen und steigungsreichen Filstalbahn herausfahren können.
Unsere Strecke ist auch kurvig, aber dank Neigetechnik fahren wir recht schnell unserem nächsten Halt Reutlingen entgegen. Hier steigen bereits einige weitere Fahrgäste zu, so richtig voll wird der Zug dann aber wenige Minuten später beim Halt in Tübingen. Es ist früher Nachmittag und die Schule scheint aus zu sein. Die meisten Plätze sind nun belegt.
Tübingen ist ein Eisenbahnknoten. Hier endet die elektrifizierte und zweigleisige Hauptstrecke aus Richtung Plochingen bzw. Stuttgart. Zeitweise fuhr in den letzten Jahren sogar ein IC aus NRW über Stuttgart hinaus bis nach Tübingen. Auf der anderen Seite des Tübinger Hauptbahnhofs teilen sich die Gleise in drei eingleisige und nicht elektrifizierte Strecken auf: Die Ammertalbahn nach Herrenberg (diese wird jedoch derzeit elektrifiziert und teilweise zweigleisig ausgebaut), die „Kulturbahn“ nach Horb zur Gäubahn, auf der der hintere Zugteil nun gleich weiterfahren wird und die Strecke, die „mein“ Zugteil nun nehmen wird: die Hohenzollernbahn nach Sigmaringen.
Heute nehme ich mir nicht die Zeit, in Tübingen den Zug auch mal zu verlassen. Im Sommer hatte ich das aber einmal gemacht und kann sagen: Ein Besuch in der Stadt lohnt sich:
Nach erfolgter Zugteilung geht es nun also weiter Richtung Sigmaringen. Dabei fährt der Zug durch eine wunderschöne Landschaft:
Die meisten Schüler fahren nicht sehr weit, sodass sich der Zug bei den nächsten Halten immer mehr leert. Am Bahnhof Hechigen zweigt die Bahnstrecke nach Gammertingen ab. Neben der Hauptbahn gibt es rund um die Schwäbische Alb nämlich auch weiter Nebenbahnen. Diese gehört dazu. Ich werde sicher bald auch mal dort unterwegs sein.
Aus dem Zug habe ich aber nun Blick auf die Burg Hohenzollern, die bei Hechingen auf einem Berg thront. Dank der kurvigen Streckenführung lässt sich die Burg in den nächsten Minuten aus verschiedensten Blickwinkeln sehen.
Der Zug hat sich mittlerweile wieder ziemlich geleert und ich genieße den Blick nach draußen an diesem wunderschönen Herbsttag.
Kurz bevor in die Strecke, wenige Kilometer vor Sigmaringen, die Donautalbahn von Tuttlingen einmündet, die ich vor ein paar Tagen befahren bin, wird die Hohenzollernbahn nochmal so richtig kurvig im engen Tal des Flusses Schmeie. In diesem Tal liegt auch das Dorf Storzingen. Das Bahnhofsgebäude ist dabei typisch für viele Bahnhöfe rund um die Schwäbische Alb.
Dann, wenige Kilometer später, kommen rechts von uns die Gleise der Donautalbahn zum Vorschein.
Kurze Zeit später hält der Zug in Sigmaringen. Auch hier steige ich heute nicht aus, schließlich war ich bereits vor ein paar Tagen da. Weiter geht es bis Herbertingen auf den Bahnstrecke in Richtung Ulm, dann zweigt die Württembergische Allgäubahn ab.
Die Landschaft ist nun flacher geworden, nicht mehr ganz so spektakulär wie zuvor, was aber auch gut ist. Ich bin für den Moment etwas von Eindrücken gesättigt. Bis Aulendorf sind es auch nur noch gute 20 Minuten und ich schaue für ein paar Minuten mal nicht nach draußen, sondern auf mein Smartphone. Der Zug endet schließlichin Aulendorf und ich muss mir überlegen, wie ich weiterfahren will.
Aulendorf liegt an der Südbahn zwischen Ulm und dem Bodensee, einer der wichtigsten Verbindungsstrecken in Süddeutschland. Sie wird derzeit elektrifiziert und soll im Dezember 2021 in Betrieb gehen. Ich könnte nun also einfach in den Noch-Dieselzug nach Ulm steigen und dann langsam nach Hause fahren, schließlich ist es gleich schon 15 Uhr, aber wenn ich schon hier bin, dann kann ich das vielleicht auch noch mehr ausnutzen.
Während meiner Fahrt liegt auf dem Tisch vor mir mein Eisenbahnatlas, in dem ich alle Strecken, die ich schon befahren bin, mit einem Textmarker nachgezogen habe. Gleich bei der Ankunft in Aulendorf kann ich mit der aktuellen Strecke eine weitere Strecke entsprechend markieren. Es gibt da aber noch eine weitere Bahntrasse von Aulendorf ausgehend, die ich noch nicht kenne: Die Württembergische Allgäubahn führt nämlich noch weiter, über Bad Waldsee nach Kißlegg. Der Fahrplan, den ich im Smartphone aufrufe, zeigt, dass ich ca. 15 Minuten Umsteigezeit habe und dann eine Regionalbahn nach Kißlegg (und weiter nach Leutkirch) fährt. Also werde ich diesen Zug nehmen, beschließe ich.
Die Ankunft in Aulendorf erfolgt pünktlich auf einem Stumpfgleis südlich des Bahnhofsgebäudes und die letzten Fahrgäste verlassen den Zug. Es ist recht ruhig am Bahnhof. Mein Anschlusszug, ein Regio-Shuttle-Triebwagen, steht schon am Gleis 3 bereit.
Zunächst einmal treffen sich hier, rund um die volle Stunde, die Züge auf der Südbahn nach Ulm und Richtung Bodensee (wegen der Arbeiten zu Elektrifizierung heute nur bis Ravensburg). Durch Umsteiger kommt doch ein bisschen Leben in den Bahnhof und es steigen einige Fahrgäste in den Regio-Shuttle ein, dennoch habe ich eine Vierer-Sitzgruppe für mich alleine.
Die Fahrt bis Kißlegg dauert ca. 25 Minuten. Die Strecke ist nett, aber reißt mich nicht vom Hocker. Beim Halt in Bad Waldsee lässt sich aus dem Zugfenster der Stadtsee erahnen. Ich bin aber nach wie vor etwas müde und auch der Blick aus dem Zug ist suboptimal, da die Fensterholme beim Regio-Shuttle diagonal angeordnet sind und sich damit immer irgendwie im Blickfeld befinden.
Während wir fahren, überlege ich mir erneut, wie es weitergehen kann. In Kißlegg werde ich auf die Strecke Lindau – Hergatz – Kißlegg – Leutkirch – Memmingen treffen. Ich könnte also nun erneut darüber nachdenken, den Heimweg anzutreten, diesmal über Memmingen. Von dort kommt man gut nach Ulm. Das Problem: Mein Zug fährt über Kißlegg hinaus nur nach Leutkirch und ich müsste dort eine Stunde warten bis es mit dem nächsten Zug bis Memmingen weiterginge. Eigentlich verschenkte Zeit, wenn man diese noch anders nutzen kann. Und es gibt noch eine andere Möglichkeit: In Kißlegg besteht direkter Anschluss Richtung Lindau. Ich fahre also nochmal weiter nach Süden. Wirklich bis zum Bodensee zu fahren, wäre dann aber doch zu viel des Guten, mit Blick auf die Uhr und die Anschlusssituation dort. Ich entschließe mich also, den Zug nur bis Hergatz zu nehmen. Hier trifft die Strecke auf die klassische Allgäubahn Lindau – Kempten und ich kann hier Richtung Kempten meinen Rückweg antreten.
Im Bahnhof Kißlegg treffen sich drei Regio-Shuttle in alle drei Richtungen, die man von hier aus ansteuern kann. Ich wechsele mit vielen anderen Fahrgästen über die Unterführung auf Gleis 1 zum Zug nach Lindau. Auch diese Strecke wurde vor kurzem elektrifiziert. Ab Dezember 2020, als etwa in einem Monat, fahren die Züge Lindau – Memmingen – München elektrisch. Das betrifft auch die EC Zürich – München. Noch herrscht hier aber Dieselbetrieb.
Der Zug nach Lindau ist ziemlich voll. Ich bekomme nur noch einen Sitzplatz auf einem Klappsitz im Mehrzweckbereich.
Die Fahrt bis Hergatz dauert etwa eine Viertelstunde und es gibt einen Zwischenhalt in Wangen im Allgäu. Hier leert sich der Zug spürbar und für die letzten Minuten suche ich mir einen richtigen Platz.
Kurz vor der Einfahrt in den Bahnhof von Hergatz gibt es dann einen fantastischen Blick in Richtung Bodensee und den dahinter liegenden Bergketten in Österreich und der Schweiz. Leider habe ich mein Handy nicht schnell genug zur Hand, sodass es nicht für ein Foto reicht.
Hergatz ist erreicht und ich verlasse den Zug. Er fährt weiter und ich bleibe alleine am Bahnhof zurück. Mein Anschlusszug Richtung Kempten ist am Gleis 1 angeküdigt, die Umsteigezeit beträgt aber fast 30 Minuten. Immerhin: Ich kann hier die Abendsonne genießen.
Die elektrifizierte Strecke Richtung Memmingen schwenkt hier auf dem Bild hinten nach links weg. Da man dorthin von Gleis 1 gar nicht mehr kommt, ist dieses nicht elektrifiziert. Einer der allersten elektrischen EC wurde am Premierentag aber versehentlich auf Gleis 1 geleitet und strandete deshalb in Hergatz.
Mein Anschlusszug ist der alex Lindau – München. Es ist eine Abschiedsfahrt, zum Fahrplanwechsel im Dezember 2020 wird diese Linie wieder durch DB Regio und Triebwagen befahren. Der alex dagegen besteht aus klassischen Reisezugwagen mit Abteilen und Fenster, die man öffnen kann. Kann man sich mehr für einen Abschied wünschen? Und dann noch dieses Wetter?
Der alex fährt pünktlich ein, ich sichere mir ein eigenes Abteil im ersten Wagen und eine der schönsten Zugfahrten, die ich je gemacht habe, beginnt. Wer hätte das morgens geahnt, dass ich am Abend hier sein werde?
Die Fahrt führt über die zweigleisige und nicht-elektrifizierte Allgäubahn über Oberstaufen und Immenstadt nach Kempten. Die Sonne geht unter, das Fenster ist auf und ich drücke ohne Ende auf den Auslöser. Wie könnte ich das auch bei dieser Lichtstimmung nicht machen?
Der Alpsee von Immenstadt kommt in Sicht
Wie schade, dass solche Bilder aus dem geöffneten Zugfenster hier künftig nicht mehr möglich sind.
Wir erreichen Kempten. Der alex fährt hier weiter nach München, ich muss aber nun wirklich langsam den Heimweg antreten. Eine gute Viertelstunde später folgt der Regionalexpress aus Lindau und Oberstdorf (Zugvereinigung in Immenstadt) nach Ulm. Auch mit diesem hätte ich ab Hergatz fahren können. Ich hätte dann aber noch etwas länger dort warten müssen und keine zu öffnenden Fenster gehabt.
Kempten (Allgäu) Hbf beim Warten auf den Zug nach Ulm
Ich steige in den Triebwagen der Baurreihe 612 ein, der hier im normalen DB-Regio-Design fährt. Über Memmingen und Ulm geht es nun im Dunkeln nach Hause, gesättigt mit Eindrücken, die ich niemals am Morgen vorhergesehen hätte. Spontanität ist ein wirkliches Luxusgut.