Eine der schönsten Bahnstrecken Deutschlands führt durch den Schwarzwald und verbindet Offenburg mit Singen (Hohentwiel) und damit quasi mit dem Bodensee. Regelmäßig führt mich mein Weg über diese schöne Strecke, am liebsten mit dem gleichnamigen IC „Schwarzwald“, der jedoch nur am Wochenende verkehrt. Über eine Fahrt im Winter habe ich hier schon einmal berichtet. Beim Halt im Bahnhof Triberg ist mir bei den vergangenen Fahrten schon mehrfach der Hinweis zum „Schwarzwaldbahn-Erlebnispfad“ aufgefallen, einem Wanderweg entlang der Bahnstrecke. Schon lange nahm ich mir also vor, endlich auch mal auf der Schwarzwaldbahn auszusteigen und zu wandern. Genau das habe ich an einem Samstag Mitte November 2020 endlich realisiert. Die Wettervorhersage kündigte Kaiserwetter und nochmals recht milde Temperaturen an, sodass die Bedingungen nicht hätten besser sein können. Aber wenn ich schon dort unterwegs bin, wollte ich nicht einfach auf der gleichen Strecke hin- und zurückfahren, sondern guckte mir eine weitere Strecke aus, die ich noch nicht kannte, die Donautalbahn, über die es auf der anderen Seite des Schwarzwaldes weiter nach Ulm geht. Ich hatte nichts Besonderes erwartet, wurde aber von einer wunderschönen Strecke überrascht, die eine Natur bietet, wie es sie in der Form selten in Deutschland gibt.
Die Anreise erfolgt mit dem Fernverkehr nach Offenburg (hier nicht weiter beschrieben), dann geht es im Regionalexpress auf der Schwarzwaldbahn nach Triberg. Dort steige ich aus, erwandere den Schwarzwaldbahn-Erlebnispfad und steige drei Stunden später wieder in den Zug ein und fahre weiter Richtung Bodensee und zwar bis Donaueschingen. Hier gibt es direkten Anschluss an den Regionalexpress, der mich bis Sigmaringen bringt. Statt direkt weiterzufahren, unterbreche ich dort die Fahrt für eine Stunde um mir die Hauptstadt des ehemaligen Fürstentums Hohenzollern-Sigmaringen anzuschauen. Anschließend fahre ich weiter auf der Donautalbahn nach Ulm. Die Abreise von dort findet bei Dunkelheit und wieder mit dem Fernverkehr statt und ist auch in diesem Bericht nicht beschrieben.
Samstagmorgen um kurz vor 9 Uhr am Bahnhof von Offenburg. Die Sonne scheint bereits und kündigt einen wunderbaren Tag an. Der ICE, der mich hier hingebracht hat, steht noch ein paar Gleise weiter, während ich auf den Regionalexpress in den Schwarzwald warte. Der Grund: Alle Züge aus Norden, die eigentlich auf der Rheintalbahn weiter in Richtung Basel verkehren, enden wegen Bauarbeiten dieses Wochenende hier in Offenburg und man darf in den Schienenersatzverkehr umsteigen. Die einzige Möglichkeit, Offenburg heute in südlicher Richtung mit dem Zug zu verlassen, besteht also über die Schwarzwaldbahn.
Der Regionalexpress, der aus roten Doppelstockwagen von DB Regio besteht, ist vor einer knappen Stunde in Karlsruhe gestartet und dann meinem ICE mit einigen Zwischenhalten hinterhergefahren. Nachdem der Zug also zunächst Nahverkehrsbedürfnisse auf der Rheintalbahn abdeckt, verlässt er nun die wichtigste Verbindungsstrecke Deutschlands mit der Schweiz. Mit wenigen Minuten Verspätung trifft er in Offenburg ein.
Ich nehme im Oberdeck des hinten laufenden Steuerwagens Platz und bin einer der wenigen Fahrgäste hier. Vorne ist der Zug etwas voller, da die vorderen Wagen näher am Treppenaufgang auf den Bahnsteig stehen bleiben, viele offenbar an der nächstbesten Tür einsteigen wollen – und das, obwohl in Corona-Zeiten die neue Ansagestimme „Heiko“ alle paar Minuten darauf hinweist, dass man doch bitte die gesamte Länge des Zuges zum Einsteigen nutzen solle. Mir soll es recht sein, dass ich es hier wegen der „Missachtung“ dieser Ansage so leer habe.
Kurz nach der Abfahrt in Offenburg schwenken nach rechts die Gleise der Rheintalbahn weg, auf der eben an diesem Wochenende planmäßig kein Zug verkehren wird. Wir fahren dafür schnurstracks auf den Schwarzwald zu.
Die Bäume tragen teils noch ihr wunderschönes Herbstkleid, das in der Sonne glänzt. Dies muss dieser goldene Okt…ähh…November sein, von dem man spricht.
Zunächst ist das Tal noch weit und flach, die Berge kommen aber immer näher.
In Hausach zweigt von der Schwarzwaldbahn die Strecke nach Freudenstadt ab. Kurze Zeit später schwenken die Gleise dann an den linken Berghang, um dort an Höhe zu gewinnen.
Der nächste Halt ist Hornberg. Der Ortskern liegt im Tal, der Bahnhof scheint an den Hang geklebt.
Noch bleibt die Strecke am linken Hang und es geht weiter bergauf.
Dann überquert die Bahnstrecke Straße und Fluss im Tal und verschwindet auf der anderen Hangseite in einem ersten längeren Tunnel.
An Tunneln mangelt es nun auf der weiteren Fahrt überhaupt nicht. Im Kernteil der Bahnstrecke habe ich 37 Tunnel gezählt, darunter etwas längere Tunnel, um Kehren zu fahren, aber oft auch nur kurze „Durchbrüche“ von unter 100 Metern.
Nach einer Kehre und mehreren Tunneln fährt der Zug nun auf der gegenüberliegenden Hangseite in die „Gegenrichtung“, um später wieder zu kehren und weiter oben, aber noch an derselben Hangseite, wieder in die „richtige“ Richtung zu fahren. So gewinnt er stetig an Höhe. Im Zug verliert man nach kurzer Zeit völlig die Orientierung und kann die Fahrt und die Ausblicke höchstens noch mit einer Karte einordnen.
Meist fährt der Zug nun auch im bewaldeten Gebiet, sodass man nur ab und zu kurz den Blick nach unten ins Tal hat und eben seine Position einordnen kann, dennoch ist es beeindruckend, jedoch beinahe unmöglich irgendein aussagekräftiges Foto zu machen, sodass ich hier kein Bildmaterial bieten kann.
Sobald der Zug die dritte Ebene erreicht hat und nun wieder in die geografisch richtige Richtung fährt, dauert es dann auch nicht mehr lange, bis Triberg erreicht ist. In Triberg wird die bisher obere Ebene wieder zur unteren Ebene, denn der Zug erklimmt nach dem Bahnhof nochmals auf diese Art und Weise die Berge. Genauer kann ich mir das bei der Wanderung anschauen. Dazu später mehr.
Screenshot OpenStreetMap © OpenStreetMap-Mitwirkende
„Oben“ fährt man von Offenburg kommend in den zentralen Teil der Schwarzwaldbahn ein. Dann sind die beiden ersten Kehren zu sehen bzw. die drei Ebenen am einen Berghang. Anschließend geht es zunächst einige 100m ohne weitere Kehren bis zum Bahnhof Triberg. Dann erklimmt der Zug über zwei weitere Kehren erneut zwei weitere Ebenen.
Neben mir steigt in Triberg nur noch ein anderer Fahrgast aus, dafür gibt es ein paar Einsteiger. Nachdem der Zug abgefahren ist, ist es am Bahnhof daher ziemlich ruhig.
Am Bahnhofsvorplatz steht direkt eine große Tafel, die auf den Schwarzwaldbahn-Erlebnispfad hinweist.
Gestern hatte ich mich bereits im Internet über den Erlebnispfad informiert. Es gibt dort eine gute Webseite. Es existieren zwei Wege: Der untere und der obere Erlebnisweg. Man kann natürlich auch beide gehen, der untere schien mir aber spannender zu sein, nach dem Blick auf die Karten. Es ist auch der etwas längere Weg. Auf dem Erlebnispfad gibt es mehrere Stationen, die bestimmte Themen rund um die Bahnstrecke behandeln. Ab und zu weisen Schilder am Wegesrand aber auch auf Dinge hin, die nichts mit dem Thema Bahn zu tun haben.
Die erste Station ist direkt der Bahnhof von Triberg. Das Bahnhofsgebäude wirkt recht ausgestorben, ist aber aufgeschlossen. Es scheint hier eine Bäckereifiliale zu geben, aber die Jalousien sind heruntergelassen. Entweder der Bäcker hat samstags nicht auf, oder er hat grundsätzlich nicht mehr geöffnet. Daneben gibt es ein Videoreisezentrum und eben die Ausstellung, die ich mir kurz anschaue.
In der Ausstellung gibt es Infos zum Bau der Bahn und zur Entwicklung bis heute. Als kurzer Einstieg ist das nett, man darf hier aber kein großes Museum erwarten. Ich verbringe auch nur wenige Minuten hier und möchte dann endlich loswandern. Vor dem Bahnhofgebäude ist am Boden eine rote Linie aufgemalt, die zum Einstieg in den Wanderweg führt, welcher tatsächlich recht versteckt zwischen Bahnsteig 1 und einem Gebäude verläuft.
Am Ende des Bahnsteigs schwenkt der Weg von der Strecke, die in einem Tunnel verschwindet, weg und führt abwärts. Man darf beim Schwarzwaldbahn-Erlebnispfad nicht erwarten, dass man dauerhaft entlang der Bahn läuft. Ein Großteil des Weges verläuft sogar fernab der Gleise, aber man hat eben immer wieder schöne Blicke auf die Strecke bzw. nähert sich ihr an spannenden Stellen.
Zur Station 2 muss man einen kleinen Abstecher von vielleicht fünf Minuten gehen, der sich aber lohnt. Es geht an einem Wasserfall entlang und dann zum Portal des Großhalde-Tunnels.
Hier gibt es ein paar Erklärtafeln, passenderweise zum Tunnelbau. Außerdem praktisch: Es hängt ein Plan aus, wann die Züge hier vorbeikommen. Ich bin dafür nun zur falschen Zeit hier und gehe ohne Zugsichtung weiter.
Der Weg führt mich nach unten ins Tal, um dort die Straße zu queren und an den gegenüberliegenden Hang zu kommen.
Vorbei kommt man dabei an der weltgrößten begehbaren Kuckucksuhr.
Ich gehe aber nur vorbei, denn für heute soll das Wandern im Vordergrund stehen.
In Serpentinen erklimmt der Weg nun einige Höhenmeter am Gegenhang. Oben angekommen, an der Station 3, hat man einen wunderbaren Blick über den Schwarzwald und zwar in die Richtung, aus der ich vorhin mit dem Zug angekommen bin. Auch die Bahnstrecke ist unter mir zu sehen. Wer kann sie auf dem folgenden Bild entdecken?
Blick in die Gegenrichtung an Station 3
Abgesehen von den Ausblicken bietet die Station Informationen zur Verlegung von Gleisen und zeigt etwa verschiedene Arten von Schwellen.
Nun kommen die nächsten Stationen in kurzem Abstand. Station 4 ist der sogenannte „Vierbahnenblick“. Von einer Aussichtsplattform aus kann man einen Zug an vier verschiedenen Stellen sehen.
Nun bin ich tatsächlich einmal zur richtigen Zeit am richtigen Ort und muss nur wenige Minuten warten, bis der Zug vom Bodensee nach Karlsruhe das erste Mal zu sehen ist. Dazu muss ich schräg nach links oben schauen, auf die oberste Ebene.
Nun muss man sich, und das unterschätze ich tatsächlich, wirklich einige Minuten gedulden, denn der Zug fährt eine große Kehre und taucht dann wieder links, aber unten, auf und fährt – dank der Kehre – in die entgegengesetzte geografische Richtung.
Auch jetzt braucht man wieder etwas Geduld, jedoch nicht so viel. Der Zug wechselt, aus dieser Position nicht sichtbar, wieder die Talseite, hält in Triberg und taucht dann wieder ganz klein auf. Auch hier muss man sich das Foto wieder genau anschauen, um ihn zu sehen. Der rote Zug glänzt hinten im Tal, angestrahlt von der Sonne.
Nun dauert es wirklich nicht lange, um den Zug das vierte und letzte Mal zu sehen. Er fährt nur durch den Tunnel und taucht dann auf der rechten Seite des vor uns liegenden „Berges“ wieder auf. Dort liegt übrigens Station 2, an der ich vorhin noch war. Unten im Tal ist das Haus mit der Kuckucksuhr zu erkennen.
Ich gehe weiter und komme an Station 5 an, dem Portal des Gremmelsbacher Tunnels auf der obersten Ebene.
Es geht noch weiter bergauf zum Dreibahnenblick. Hier gibt es erneut die Strecke an mehreren Stellen, wie der Name schon sagt an dreien, zu sehen.
Wer findet die Strecke auf dem letzten Bild?
Nun ist der Zug aber gerade durch und ich verweile an der Station deshalb nicht länger, sondern gehe weiter.
Ich komme nun an eine Lichtung, von der aus ich über ein Feld den Blick bis nach Triberg hinab habe. Der Unterstand am Ende der Wiese ist die Station 7, in der es u.a. um die Elektrifizierung der Bahnstrecke geht.
Wenn man nach rechts blickt, hat man dagegen nochmal einen wunderbaren Blick über den Schwarzwald.
Oberhalb von Triberg führt der Weg nun ein paar hundert Meter am Hang entlang und ich warte dabei auf die Möglichkeit, wieder abzusteigen zum Bahnhof. Vorher kommt die Strecke aber nochmals in den Blick und zwar an der Stelle, an der sie auf der oberste Ebene langsam dieses „zerklüftete“ Tal Richtung Bodensee verlässt und keine weiteren Kehren folgen. Zufälligerweise kommt gerade der nächste Zug. Zur Erinnerung: Den Zug eine Stunde zuvor aus dieser Richtung hatte ich am Vierbahnenblick beobachtet.
Nun folgt der Abzweig zum oberen Erlebnisweg, den ich aber heute nicht noch gehe, schließlich erscheint der mir beim Blick auf die Geografie tatsächlich weitaus unspektakulärer als der untere Teil. Irgendwann werde ich ihn aber sicher auch einmal gehen. Über eine recht steile Straße geht es bergab ins Tal und passenderweise liegt dort ein Discounter auf dem Weg, bei dem ich mir eben eine kleine Stärkung in flüssiger (koffeinhaltiges Erfrischungsgetränk) und fester (Gebäck und Banane) Form hole. Bis hierhin habe ich nun (inklusiver aller Pausen, auch den vielen Minuten am Vierbahnenblick) etwa zweieinhalb Stunden gebraucht, sodass ich mit etwas Puffer gut den überübernächsten Zug erwische, nach dem Zug, mit dem ich angekommen war.
Im Hintergrund der Bahnhof Triberg
Blick zurück: Über die Straße zwischen den Häusern am Gegenhang bin ich „abgestiegen“
Pünktlich kommt der Zug zur Weiterfahrt an.
Diesmal steige ich in einen der mittleren Wagen ein. Es ist voller als am Morgen, aber auch nicht sonderlich voll. Mich erwartet ein modernerer Doppelstockwagen mit leicht bläulicher Beleuchtung.
Ich fahre nun das Stück der Bahn ab, an dem ich größtenteils gewandert bin. Zunächst geht es am Ende des Bahnhofs Triberg an den Gegenhang und für das Vervollständigen der Kehre in einen Tunnel.
Nun fahre ich auf dem Streckenstück, das ich beim Vierbahnenblick beim nach unten links schauen gesehen habe.
Dann setzt der Zug wieder zur Kehre an und verschwindet mehrmals in Tunneln.
In einem Seitental bei der Kehre
Irgendwann ist der Zug dann auf der oberen Ebene und fährt so, dass ich mich kurz auf die andere Seite des Wagens setzen muss, um nochmal den Blick Richtung Tal zu haben.
Der besonders beeindruckende Streckenabschnitt liegt damit hinter unserem Zug und er fährt in den mit knapp 1,7 Kilometer längsten Tunnel der Strecke, den Sommerautunnel. Auf der anderen Seite des Tunnels erwartet uns wieder ein weites Tal und es erinnert nicht mehr viel an die Landschaft, durch die wir gerade gefahren sind.
Nach Halten in St. Georgen und Villingen erreicht der Zug nun Donaueschingen, die Stadt, in der mit dem Zusammenfluss von Brigach und Breg die Donau beginnt.
Während der Regionalexpress noch weiter bis Radolfzell (wegen Bauarbeiten – normalerweise bis Konstanz) fährt, steige ich hier um, um zum allersten Mal ins Donautal zu fahren. Rechts ist mein Anschlusszug bereits zu sehen, ich muss nur noch den Bahnsteig wechseln.
Diesen Triebwagen hätte ich hier nun wirklich nicht erwartet. Normalerweise verkehren auf dieser Strecke Züge mit Neigetechnik der Baureihe 612 und diese tragen das gelb-schwarz-weiße Landesdesign für den Nahverkehr in Baden-Württemberg. Aber möglicherweise waren wieder einmal einige Züge dieser Baureihe unpässlich, sodass zwei Talente der Baurreihe 644 aushelfen, die früher auf der Brenzbahn (Ulm – Aalen) fuhren. Mittlerweile fährt dort nicht mehr DB Regio.
Der Zug fährt als Regionalexpress bis Ulm und startet hier in Donaueschingen. Die Verbindung wird im Zweistundentakt angeboten.
Zunächst geht es bis Immendingen noch weiter auf der Schwarzwaldbahn. Ich hätte auch dort erst umsteigen können.
Nach dem Halt in Immendingen zweigt die Fahrt jedoch von der Schwarzwaldbahn ab. Hier gibt es ein interessantes Streckendreieck. Kurz hinter Immendingen vereinigen sich Schwarzwaldbahn aus Offenburg und Gäubahn aus Stuttgart und führen dann gemeinsam nach Singen (Hohentwiel). Es gibt aber auch eine direkte, nicht elektrifizierte, Verbindungskurve von der Schwarzwald- auf die Gäubahn Richtung Norden, nach Tuttlingen, und die nutzt mein Zug jetzt.
Der Zug verlässt die Schwarzwaldbahn
Genau genommen ist es eigentlich sogar umgekehrt: Wir fahren nun auf der klassischen Gäubahn und historisch gesehen ist der Teil zwischen Tuttlingen und der Zusammenführung mit der Schwarzwaldbahn, die alle Gäubahn-Züge nutzen, die Verbindungskurve.
Es dauert nicht lange, da kommt, nachdem wir in einem Bogen nach Norden gefahren sind, an der gegenüberliegenden Hangseite die Gäubahn (bzw. eben – historisch korrekt – die Verbindungsstrecke) in Sicht. Sie führt teilweise über Viadukte.
Es dauert noch wenige Kilometer, bis sich beide Strecken kurz vor dem Bahnhof Tuttlingen nun tatsächlich vereinigen. Kurz zuvor sehe ich auf der anderen Strecke noch einen Doppelstock-Intercity der auf dem Weg Richtung Singen ist, kann ihn aber nicht vernünftig fotografieren. Wobei, wenn wir heute schon beim Züge-Suchen auf Bildern sind, zeige ich euch das Bild doch. Vielleicht kann ja jemand den Intercity entdecken?
Draufklicken! Dann wird es groß und zoombar!
In Tuttlingen queren wir nun quasi die Gäubahn und die Donautalbahn schwenkt nach Osten weg, während die Gäubahn nach Norden Richtung Stuttgart führt.
Für die nächsten 45 Minuten taucht der Zug nun in eine wunderbare Landschaft ein. Es geht durch unzählige enge Kurven, mehrfach überquert der Zug die Donau und immer wieder sind an beiden Talseiten felsige Hänge zu sehen. Mal ist das Tal enger, dann wieder weiter. Ich hänge gebannt am Fenster:
Was für eine schöne Strecke! Die Fahrt ist extrem kurzweilig. Beim Halt in Fridingen warten wir auf den Gegenzug. Der hat etwas Verspätung, wie die Zugbegleiterin per Lautsprecherdurchsage informiert. Es handelt sich dann um einen Zug der Baureihe 612, wie ich ihn auch normalerweise auf dieser Strecke erwartet hätte.
Mit gut fünf Minuten Verspätung geht die Fahrt durch das Donautal weiter.
Irgendwann kommt dann das Schloss Sigmaringen in den Blick und für mich bedeutet das: Fertigmachen zum Aussteigen! Ich könnte mit diesem Zug zwar bis Ulm weiterfahren, doch möchte ich in Sigmaringen gerne die Fahrt unterbrechen. Als jemand, der gerne das Brettspiel „Thurn und Taxis“ spielt, ist mir Sigmaringen seit vielen Jahren ein Begriff und nun möchte ich auch mal „richtig“ dort gewesen sein und den Ort nicht ausschließlich aus dem Zugfenster gesehen haben.
Eine Stunde habe ich nun Zeit, bevor ich weiterfahren möchte. Für einen Kurzbesuch, bei dem man nur einmal durch den Ortskern laufen möchte, reicht das völlig aus. Sigmaringen hat gut 17.000 Einwohner und es sind nur wenige Gehminuten bis in den Ortskern. An diesem Samstagnachmittag ist dort nicht mehr allzu viel los. Die meisten Geschäfte haben bereits geschlossen, die Gastronomie darf wegen Corona sowieso nicht öffnen.
Zu „besseren Zeiten“ muss ich hier nochmal wiederkommen und auch eine Schlossführung machen. Für einen ersten Eindruck dieses Ortes hat sich dieser Kurzbesuch aber schon gelohnt. Bis zur Abfahrt meines Zuges nach Ulm, der jede zweite Stunde, wenn er nicht aus Donaueschingen kommt, hier startet, ist noch etwas Zeit. Daher gehe ich einmal um die Bahnhofsanlagen herum.
In Sigmaringen führen mehrere Strecken über die Schwäbische Alb zusammen, sodass es sich quasi um einen Eisenbahnknotenpunkt handelt.
Mein Zug, diesmal tatsächlich ein Triebwagen der Baureihe 612, steht die ganze Zeit bereits am Bahnsteig bereit und ich bin der erste Fahrgast, der einsteigt.
Die Fahrt bis Ulm dauert eine gute Stunde. Es wird die letzte Stunde mit nennenswertem Tageslicht heute sein. Zunächst sind nur wenige Fahrgäste im Zug, im Zulauf auf Ulm nimmt die Auslastung aber stetig zu.
Die Landschaft ist größtenteils nicht mehr ganz so sehenswert, wie auf der vorherigen Etappe durch das Donautal, braucht sich aber auch nicht zu verstecken, erst Recht in Verbindung mit der Abendsonne. Außerdem bin ich langsam müde und voller Eindrücke vom Tag, sodass die Aufmerksamkeit für das, was jetzt noch vor dem Fenster passiert, langsam schwindet.
Streckenkarte auf dem Monitor im Zug – sowas mag ich
Die Einfahrt in den Hauptbahnhof von Ulm erfolgt dann in der Dämmerung gegenüber von der Strecke, über die ich normalerweise in Ulm einfahre, der Filstalbahn aus Richtung Stuttgart. In wenigen Jahren werde ich zwischen diesen beiden Strecken einfahren, denn mittig kommt die neue Schnellfahrstrecke aus Richtung Stuttgart an. Der letzte Tunnel auf der Strecke, der knapp 6 km lange Albabstiegstunnel, endet unmittelbar vor dem Ulmer Hauptbahnhof. Aus diesem Grund wurden und werden diverse Gleise rund um die Einfahrt in den Hauptbahnhof neu verlegt.
Nach der pünktlichen Ankunft geht es klassisch mit dem Fernverkehr, noch über die Filstalbahn und leider bei Dunkelheit, zurück nach NRW.
Es war ein wunderschöner Tag und ich werde sicher wiederkommen in die Region. Rund um die schwäbische Alb gibt es noch viel zu entdecken!